Alexia Petersen
Vor einer Weile habe ich mich wieder einmal mit einigen spanischen Freunden, die in Deutschland leben und arbeiten, zum Essen verabredet. Nachdem der Ober die Rechnung gebracht und kassiert hatte, erzählten mir meine Freunde, wie unangenehm ihnen die damit verbundene Prozedur ist. Da nicht einer für alle bezahlt, sondern jeder für sich, wird der Gesamtbetrag bis auf den letzten Salat und das letzte Glas Bier fein säuberlich aufgeteilt wird, und noch dazu wird das Kleingeld direkt auf dem Tisch ausgezählt! "Sachlicher" geht es wirklich nicht, und ihrer Meinung nach gibt es nichts, was die Stimmung des Abends gründlicher verdirbt. Wieso der ganze Aufstand, wenn es am Ende sowieso auf dasselbe hinausläuft: Jeder kommt mal dran! Heute zahle ich, nächstes Mal bezahlst Du.
Meine spanischen Freunde haben einen interessanten Punkt erwähnt, dazu einen, der von einer größeren Anzahl Kulturen ähnlich gesehen wird, als sie wahrscheinlich vermuten. Dieses Konzept der gegenseitigen, angemessenen Erwiderung ("wenn Du heute für uns alle bezahlst, kannst Du sicher sein, dass ich mich bei nächster Gelegenheit revanchieren werde"), das hier die Hauptrolle spielt, kommt in vielen Situationen in der interkulturellen Kommunikation vor. Obwohl jede Kultur dieses Konzept kennt, wird es nicht in jeder Kultur in jeder Situation gleich angewendet, häufig mit dem Resultat, dass die Gesten des einen in diesem Zusammenhang vom anderen oft gar nicht erst registriert werden.
Für den Spanier ist es längst nicht so wichtig wer bezahlt; viel bedeutender ist die Geste des Angebots, für den anderen bezahlen zu wollen. In einer Kultur, die die Qualität einer persönlichen Beziehung, egal ob beruflich oder privat, sehr hoch einschätzt, ist diese Geste wichtiger als die bloße Beachtung der Tatsache, wer nun eigentlich der Gast ist, und wer der Gastgeber. Sie drückt das Vertrauen und die gegenseitige Verpflichtung aus, auf denen die Beziehung basiert. Solche Gesten werden, wie in diesem Beispiel, von allen am Tisch verstanden... wenn denn jeder auch dasselbe kulturelle Vokabular beherrscht.
Was ein Spanier nicht erwarten kann ist, dass er zusammen mit Deutschen an einem deutschen Tisch sein eigenes, gewohntes kulturelles Vokabular benutzen kann, wenn er verstanden werden will. Die weitaus "sachlicheren" Elemente der deutschem sozialen Umgangsformen folgen einer anderen "kulturellen Logik", selbst in privaten Beziehungen. Wer sich Kompetenzen zur erfolgreichen interkulturellen Kommunikation mit Deutschen in Deutschland aneignen will, der wird sich einfach daran gewöhnen müssen, dass der Ober getrennt abrechnet und dass Kleingeld über den Tisch rollt. Auf der anderen Seite kann ein Deutscher natürlich auch nicht erwarten, sein eigenes kulturelles Vokabular an einem spanischen Tisch ohne Probleme einsetzen zu können. Die Fähigkeit, seine "kulturelle Antenne" auf die Stichworte und Gesten des anderen einzustimmen, und so an beiden Tischen erfolgreich kommunizieren zu können, ist der Schlüssel zur Kompetenz in der interkulturellen Kommunikation.
Ein Essen mit Freunden oder Geschäftspartnern ist eine ziemlich alltägliche Sache. Wir alle tun es, egal zu welcher Kultur wir gehören. Die Wechselwirkungen zwischen den Tischpartnern sind überall ein sozialer Vorgang, die dem Aufbau neuer Beziehung dienen und bestehende Beziehungen stärken sollen. Bei genauerem Hinsehen besteht es aus einer Vielzahl von umher schwirrenden kulturellen Stichworten und Gesten, die die jeweiligen Absichten und Erwartungen der Teilnehmer ausdrücken, die sie in Bezug auf die Beziehung haben. Ohne einen gemeinsamen kulturellen Rahmen bleiben jedoch Verhaltens- und Kommunikationsmuster, die sich von unseren eigenen unterscheiden, nur Hintergrundrauschen ohne verwertbaren Informationsgehalt.
Was überrascht ist nicht, dass solche missverstandenen kulturellen Signale vorkommen, sondern dass noch immer ein Vielzahl von international tätigen Firmen sträflicherweise vernachlässigt, wie stark kulturelle Unterschiede die geschäftliche Kommunikation und Kooperation beeinflussen können. Bekannte erzählten uns erst kürzlich, welche Erfahrungen ihre Tochter in dieser Beziehung machen musste, die nach dem Studium von einem weltbekannten IT-Unternehmen angeworben wurde. Gerade mal ein Jahr im Job, wurde sie schon zur Durchführung mehrerer Projekte für einen längeren Aufenthalt nach Japan geschickt, ohne jegliche Art der Vorbereitung auf die kulturellen Unterschiede, die sie dort erwarten würden. Wie zu erwarten war, wurde dieses Vorhaben durch den unvorbereiteten Kulturschock der jungen Frau unnötig kompliziert und verzögert.
Wenn deutsche Firmen ihre Mitarbeiter für Auslandseinsätze vorbereiten, dann wird der Schwerpunkt vornehmlich auf die Perfektionierung "technischer", sachlicher Punkte und Fähigkeiten gelegt. Erst dann wird, wenn überhaupt, an die "sonstigen" Fähigkeiten gedacht. Aber selbst ein Training zur Entwicklung der "Business Communication Skills" beispielsweise enthält in der sachorientierten deutschen Kultur als Schwerpunkte hauptsächlich den Aufbau der fremdsprachlichen Fähigkeiten, die dem Teilnehmer helfen sollen, seine berufliche Kompetenz, sein Know-How und die Daten und Fakten seines Projektes im Ausland erfolgreich zu vermitteln. Die "Soft Skills" werden vernachlässigt, denn das geschäftliche Hauptziel in diesem Zusammenhang ist, ein bestehendes Problem zu identifizieren, eine effektive Lösung vorzuschlagen, und die möglichen Lösungswege daraufhin zu untersuchen, auf welchem man am effizientesten das Ziel erreicht. Für alles andere vertraut man einfach auf das bewährte Konzept "Learning by Doing".
Leider ist das Vertrauen in dieses Konzept, wenn es im Bereich der interkulturellen Kommunikation angewendet wird, oft nicht gerechtfertigt. Zum einen verleitet es dazu, Fähigkeiten in der interkulturellen Kommunikation auf eine Liste von Verhaltensregeln zu reduzieren. Solche Checklisten können nützliche Werkzeuge sein, wenn Sie als Produkte verstanden werden, die aus dem Verständnis um die unterschiedlichen Kommunikations- und Verhaltensmuster in den verschiedenen Kulturen entstehen. Sie allein sind kein Garant für erfolgreiche interkulturelle Kommunikation. Es ist ein entscheidender Unterschied, ob man lediglich eine Liste benutzt, die jemand anders erstellt hat, oder ob man die Fähigkeiten entwickelt hat nach und nach seine eigene Liste aufzubauen. Und schließlich lauert noch eine weitere ernste Gefahr auf die "Learning by Doing" Fraktion: Verbieten es die gesellschaftlichen Etikette doch in vielen Kulturen, gerade in denen, die stark beziehungsorientiert sind, dass man sein Gegenüber überhaupt darauf hinweist, dass er ins Fettnäpfchen getreten ist. Wie dem auch sei, ohne ein grundlegendes Verständnis davon, warum die verschiedenen Kulturen (die eigene eingeschlossen) über die gleichen Dinge auf verschiedene Weise denken, und wie diese Unterschiede unmittelbar das kommunikative Verhalten mit anderen beeinflussen, werden auch die längsten Listen von Verhaltensregeln für international tätige Fach- und Führungskräfte ihre erhoffte Wirkung verfehlen.
Um den "Comfort Level" ihrer interkulturellen Begegnung zu maximieren, egal ob diese im Restaurant oder im Sitzungszimmer stattfindet, müssen sich sowohl Miguel Lopez als auch Hans Müller darüber klar werden, welches "kulturelle Gepäck" beide zu ihrer Begegnung mitbringen, und wie dies ihr Verhalten und ihren Kommunikationsstil beeinflusst. Beide müssen erkennen, welche kulturellen Annahmen und Erwartungen sie unweigerlich auf diese Situation projizieren, wie groß die Unterschiede zwischen Ihnen sein können, und beide müssen auf den Ernstfall vorbereitet sein: Dass die Unterschiede zwischen ihnen beiden nämlich tatsächlich so groß sind.
Was der Spanier verstehen sollte ist, dass "Business Culture" in Spanien sich in vieler Hinsicht extrem von der in Deutschland unterscheidet. Er sollte sich bewusst sein, dass sich eine Geschäftsbeziehung in Spanien weniger aus gemeinschaftlichen Interessen, als aus gemeinschaftlichen Gefühlen entwickelt. Allermindestens wird eine Geschäftsbeziehung erleichtert, wenn sie durch gute persönliche Beziehungen unterstützt wird, aber oft gilt sogar "Business is personal": Eine Geschäftsbeziehung ist eine persönliche Beziehung.
Es ist deshalb nur logisch, dass ein gemeinsames Essen auch im Geschäftsleben eine entscheidene soziale Funktion hat. Es dient dazu, eine persönliche Beziehung aufzubauen und zu festigen; außerdem stellt man bei dieser Gelegenheit fest, ob die "Chemie stimmt". Wie für einen Chinesen, Araber oder Italiener auch ist das gemeinsame Essen selten ein bloßer Akt der Nahrungsaufnahme oder nur ein Teil des Unterhaltungsprogramms für den Gast. Es ist die entscheidende Gelegenheit, zusammen das Fundament für eine gemeinsame Beziehung zu legen, die auf gegenseitigem Vertrauen aufbaut. In kniffligen geschäftlichen Situationen können sich so beide Parteien darauf verlassen, dass der jeweils andere im Interessen beider Parteien handelt und auf rechtschaffene Weise agieren wird, selbst oder gerade wenn man sich auch mal über vertragliche Einzelheiten und Spitzfindigkeiten hinwegsetzen muss, um dem gemeinsamen Projekt über eine Hürde zu helfen.
Der Spanier sollte daher nicht nur seinen eigenen Kommunikationsstil kennen, sondern von seinem deutschen Gegenüber bewusst einen anderen Kommunikationsstil erwarten; beide Stile spiegeln natürlicherweise die verschiedenen Wertesysteme und Prioritäten wider. Kompetente Kommunikation mit einem Deutschen in Deutschland würde daher von ihm verlangen, die Kommunikationshürden zwischen ihnen vorsichtig auszuloten und darauf vorbereitet zu sein, der Beziehung einer stärkere sachlich-geschäftliche Komponente zuzubilligen als er das zuhause tun würde.
Auf der anderen Seite bestimmt natürlich auch das Verhalten des Deutschen über Erfolg oder Misserfolg, je nachdem, wie gut vorbereitet er sich an den Tisch setzt. Hoffentlich weiß er, wo die größten Unterschiede zwischen den deutschen und den spanischen kulturellen Prioritäten liegen, und wie diese die Erwartungen an das Verhalten des jeweils anderen beeinflussen können. Natürlich kennt er den Stellenwert guter persönlicher Beziehungen zu seinen Geschäftspartnern, und ist bereit, lange Nächte bei gutem Essen und ausgedehnten Gesprächen zu verbringen. Aber trotzdem, erst die Arbeit, dann das Spiel, oder? Im Mittelpunkt deutscher Geschäftsbeziehungen stehen schließlich, in erster Linie, das technische Know-How, die Daten und Fakten des Projekts und die Kompetenz es umzusetzen. Letzten Endes geht es weniger um den Verkauf, als vielmehr um das Produkt selbst. Wenn das Produkt selbst nicht die nötige Substanz hat, kann man noch so schön daherreden, so kommen die Unterschriften nicht unter den Vertrag. Deswegen kann die Beziehung zu Geschäftspartnern auch nicht in erster Linie persönlich sein, dies würde die Dinge, die Fakten, nur komplizieren, oder? So wahr das auch zuhause sein mag, so unvermeidbar ist die Misskommunikation, wenn der Deutsche unvorbereitet in einer vergleichbare Situation mit Geschäftspartnern zusammentrifft, die in dieser Hinsicht andere Einstellungen haben.
Einer der offensichtlichen Unterschiede im Kommunikationsverhalten zwischen Deutschen und Spaniern, der auch in Bezug auf das gemeinsame Essen eine Rolle spielt, resultiert aus der unterschiedlichen Einstellung zur Zeit an sich. Dies zeigt sich beispielsweise darin, wie viel Zeit man damit verbringt, während der Geschäftszeit über Dinge zu reden, die mit dem Geschäft direkt eigentlich nichts zu tun haben. Wie viel Zeit braucht man, wundert sich der Deutsche, um über ohnehin unbestreitbare Dinge zu reden? Viel Reden kosten auch viel Zeit, und Zeit ist Geld! Für den Spanier bedeutet Smalltalk nicht notwendigerweise, dass man über unwichtige Dinge redet. Die Bedeutung des Smalltalks liegt, wie für die meisten beziehungsorientierten Kulturen, in seiner Rolle als unverzichtbares soziales Schmiermittel für das System aus Vertrauen und gegenseitigen Verpflichtungen, auf dessen Basis Verhandlungen geführt werden, und Fakten an die Wirklichkeit "angepasst" werden.
Auch wird die Zeit benutzt, um mit ihr als Hilfsmittel den Raum zwischen dem privaten und dem öffentlichen Bereich zu überbrücken. Nicht nur die Art der Fragen, die beim Smalltalk gestellt werden, auch die Menge der Fragen wird sich unterscheiden, und so auf extreme Unterschiede hindeuten, beispielsweise in Bezug auf den jeweils akzeptierten Ermessensspielraum (Wie viele Fragen sollte ich mindestens stellen? Wie viele höchstens?). Es ist keine Überraschung, dass Smalltalk in der deutschen, sachorientierten "Business Culture" nicht mehr ist als das, was der Name anzudeuten scheint: Weder wert- noch gehaltvoll, und zudem untauglich, wenn es an den Kern der Geschäftsbeziehung geht, nämlich um die Qualität des Produktes, einen vernünftigen Preis, und um verpflichtende vertragliche Vereinbarungen. Aber solange Smalltalk weiterhin als halbherzig abgespultes Rollenspiel und als notwendiges Übel angesehen wird, solange werden sich deutsche Manager und Ingenieure weiterhin selbst benachteiligen.
In beziehungsorientierten Kulturen, wie zum Beispiel den südeuropäischen, aber auch den südamerikanischen, asiatischen und arabischen Kulturen, dienen sowohl der Umgang mit der Zeit als auch die gesellschaftlichen Umgangsformen selbst dazu, einen Ausgleich zum formalen und sachlichen Ton der Geschäftsbeziehung herzustellen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an ein geradezu klassisches Beispiel, das mir ein Freund über einen spanischen Kollegen erzählt hat, der einen bekannten deutschen Gardinenhersteller in Spanien vertritt. Er reist zum Hauptsitz der Firma nach Deutschland, um dort an einer Versammlung aller europäischen Niederlassungsleiter teilzunehmen. Als er zu Beginn der Versammlung auf den Generaldirektor trifft, gratuliert er ihm zur Geburt seines Sohnes und überreicht ihm aus diesem Anlass ein Geschenk. Der wiederum ist durch diese plötzliche persönliche Geste in diesem geschäftlichen Rahmen verunsichert, und nachdem er lange Zeit keinen rechten Ton herausbringt, akzeptiert er schließlich das Geschenk mit verhaltenem Dank und offensichtlichem Unbehagen.
In diesem Fall lassen beide Parteien angemessene Fähigkeiten in der interkulturellen Kommunikation vermissen. Natürlich war das Geschenk eine gut gemeinte Geste, aber der Spanier hätte nichtsdestotrotz die unterschiedliche kulturelle Umgebung besser berücksichtigen sollen. Der lokale kulturelle Kontext in Deutschland hätte es zumindest erfordert, dass er das Geschenk bei einer anderen, passenderen Gelegenheit übergibt. Auf der anderen Seite ist das Verhalten des deutschen Firmenleiters überraschend, da er in seiner Position auf solche Situationen, in denen es ja um kultur-typisches Verhalten eines Mitarbeiters seiner multinationalen Belegschaft geht, auf solche Situationen eigentlich vorbereitet sein müsste. Solche vermeidbaren Misskommunikationen in Bezug auf gegenseitige Absichten haben zumindest die Bildung von gegenseitigen Stereotypen zur Folge (der "steife Deutsche"), im schlimmsten Fall keimt Misstrauen auf ("Und was will er jetzt von mir?").
Auch wenn dies für nordeuropäische Ohren unwahrscheinlich klingt: Das Business Meeting hat in beziehungsorientierten Kulturen eine vergleichbare Funktion wie ein gemeinsames Essen. Es ist ein gesellschaftlicher Anlass, bei dem die Stimmungslage der anderen Teilnehmer erkundet wird, Anhänger und Unterstützer ausgemacht werden, und generell die Situation ausgelotet wird. Gerade für die individualistisch eingestellten Spanier, die Entscheidungen am liebsten in Eigenregie treffen, erfüllt das Meeting dann seinen Zweck, wenn Manager dort ihre Entscheidungen kommunizieren können. Man nimmt sich die Zeit dafür, Meinungen und Ideen zum Ausdruck zu bringen, bevor dann der Teilnehmer mit der Funktion des "Schiedsrichters" aus dieser Auswahl eine Entscheidung trifft. Charakteristisch für beziehungsorientierte Kulturen ist, dass ein solches Meeting dazu dient, durch Gespräche Übereinstimmung mit den anderen zu erzielen. Wenn Deutsche an einem solchen Meeting teilnehmen, ausgestattet mit detaillierten Analysen, einer fixen Liste von Tagesordnungspunkten, und der Erwartung über Aktionspläne zu entscheiden, Verantwortlichkeiten verteilen, und die Umsetzung planen zu können, dann ist deren Frustration bereits vorprogrammiert.
Ein deutscher Geschäftsmann oder Ingenieur, der eine Präsentation vor spanischem Publikum plant, ist ebenfalls gut beraten, mehr als nur seine Fakten und Zahlen und seine Sprachfertigkeit für den Auftritt vorzubereiten. Spanische Manager erzählen oft von deutschen Präsentationen und Seminaren, die typischerweise mit Daten überladen und für die durchschnittliche spanische Konzentrationsspanne sowieso viel zu lang sind. Und trotzdem merken die Deutschen in den wenigsten Fällen, dass das spanische Publikum längst nicht so an den Zahlen und Fakten der Präsentation interessiert ist wie am Vortragenden selbst! Mögen sie ihn? Was für ein "Feeling" kommt herüber? Trauen sie ihm zu, in kniffligen Situationen im beiderseitigen Interesse zu handeln, auch wenn der genaue Wortlaut eines schriftlichen Vertrages dies vielleicht mal nicht abdeckt? Wenn er es sowieso schon bis hierher in die Vorstandsetage geschafft hat, so sagen sie sich, dann stehen sein Zahlen und Fakten, oder sein Produkt, sowieso außer Frage!
Es läuft letztlich auf die einfache Erkenntnis hinaus, dass man sich schon anstrengen muss, damit die Spanier einen mögen, gerade im geschäftlichen Umfeld. Aber wenn dies erst einmal geschafft ist, dann folgt das Geschäft fast automatisch. Wer diesen Unterschied zum nordeuropäischen Kommunikationsstil nicht wirklich versteht, der kann praktische Erfahrungen sammeln und erproben so viel er will; das Resultat ist lediglich wieder Hintergrundrauschen ohne Informationsgehalt.
Kommunikation ist nie eine Einbahnstraße, auch wenn erstaunlich viele Zeitgenossen das Gegenteil anzunehmen scheinen. Das Ziel fest im Auge donnern sie stur die Straße hinunter, ohne besonders Rücksicht auf den entgegenkommenden Verkehr zu nehmen. Sich Kompetenzen in der interkulturellen Kommunikation anzueignen bedeutet sich darüber klar zu werden, wie sowohl der eigene kulturelle Hintergrund, als auch der seines Gegenübers, das Kommunikationsverhalten beider Teilnehmer beeinflusst. Wie gut man über den Zustand seiner Kommunikationswege informiert ist bestimmt, wie gut man mit unerwarteten Kurven und Schlaglöcher zurecht kommt. Wer keine zusätzlichen Fähigkeiten in der interkulturellen Kommunikation erwirbt, den werden auch eine noch so polierte Grammatik und ein reicher Vokabelschatz in der Fremdsprache nicht vor einer holprigen Fahrt schützen.
Wenn sich Miguel Lopez und Hans Müller also das nächste Mal auf der Weltbühne treffen, dann sollte ihr Ziel mehr sein als nur "kein Spielverderber zu sein" und "das Beste daraus zu machen". Das Ziel, jenseits vom erfolgreichen Vertragsabschluss selbst, ist der Erwerb von Kompetenzen in der interkulturellen Kommunikation die es ihnen beiden ermöglicht, über Kulturgrenzen hinweg geschickt und erfolgreich zu kommunizieren. Gerade in unvorhersehbaren Situationen ist dies unerlässlich, wenn kein schlaues Buch und keine vorbereitete Liste mit Verhaltensregeln hilft. Zahlen und Fakten, Produktqualität und technisches Know-How sind nur ein kleiner Teil des Vokabulars für den globalen Markt. Der Weg zur "interkulturellen Mehrsprachigkeit" führt nur über die Kenntnis der grundlegenden Muster kultureller Wertesysteme in anderen Kulturen, und über das Verständnis, wie und warum diese unmittelbar das Kommunikationsverhalten beeinflussen.
Alexia Petersen, Juli 2002
Die Checklisten können Sie auch als Datei im
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Die folgenden Checklisten sollen Ihnen zu einem reibungsloseren, kommunikativeren Dialog verhelfen. Bedenken Sie aber bitte, dass solche Listen Produkte der erfolgreich erworbenen Kompetenz in der interkulturellen Kommunikation darstellen, und nicht die Grundlagen dafür sind. Grundlage für das Erlernen der Fähigkeiten, wie man mit anderen Kulturen kommuniziert sind Kenntnisse darin, warum bestimmte Verhaltensweisen in anderen Kulturen vorherrschen. Unser Ansatz besteht darin, den Teilnehmern unserer Seminare und Workshops die kulturellen Kernkonzepte zu vermitteln, die in den verschiedensten Kulturen zu den jeweiligen Verhaltens- und Kommunikationsmustern führen. Diese Kenntnisse sind die Grundlage zur Entwicklung der Fähigkeiten, Kommunikationshürden zwischen Kulturen zu überwinden. Unser Ziel ist es unseren Lesern zu ermöglichen, ihre Fähigkeiten in der interkulturellen Kommunikation selbst weiter zu entwickeln, um sie früher oder später zu befähigen, ihre eigenen, persönlichen Checklisten zu erstellen. Aus diesem Grund finden Sie am Ende der Checkliste einen Abschnitt, der Ihnen als Leitfaden dazu dienen soll, Ihr erworbenes interkulturelles Vokabular aktiv anzuwenden. Wer auf diese Weise auf soliden Kenntnissen aufbaut, für den führt "Learning by Doing" auch in der interkulturellen Kommunikation zum Erfolg.
Bevor Sie diese Checkliste lesen, lesen Sie bitte
Was Sie vermeiden sollten
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Was Sie beachten sollten
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Was Sie tun sollten
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Smalltalk ThemenSymbole: Sehr gutes, gutes, kein gutes, schlechtes Thema.
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Interkulturelle Kompetenz entwicklen
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Letzte Änderung dieser Seite: 05.01.2004 |
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